Manual: Inhaltsübersicht
- Besuchst du gerade eine Grundlagenvorlesung im Bereich EpiBio z. B. im Rahmen deines Medizinstudiums?
- Hat dein:e Professor:in oder Dozent:in Mal wieder viel zu schnell erklärt, sodass nichts hängen geblieben ist?
- Würdest du gerne die Inhalte in deinem eigenen Lerntempo wiederholen und damit langfristig festigen?
- Möchtest du dein statistisches oder epidemiologisches Wissen bspw. für deine Doktorarbeit auffrischen?
- Fehlt dir eine Zusammenfassung der relevantesten Inhalte, um schnell das gesuchte Thema nachzuschlagen?
- Oder bist du einfach interessiert daran, medizinische Studien sinnbringend zu lesen?
Dann bist du hier genau richtig:
Herzlich Willkommen zum EpiBioManual
deinem Handbuch für Grundlagenwissen in Epidemiologie und medizinischer Biometrie.
Was ist eigentlich "Biometrie"?
Der Begriff „Biometrie“ bedeutet wörtlich „Messung an Lebewesen“ und wird in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet. Viele denken bei Biometrie an das biometrische Passfoto oder den Fingerabdruck. Im Rahmen dieser Vorlesung sprechen wir von einer anderen Bedeutung: Und zwar wird der Begriff der Medizinischen Biometrie auch als Synonym für die medizinische Statistik oder Biostatistik verwendet, die die Untersuchung statistischer Fragestellungen und mathematischer Modellierungen im medizinischen Forschungskontext beschreibt. In klinischen Studien wird mithilfe biometrischer Methoden zum Beispiel eine Therapie hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht oder mit anderen Therapien verglichen. Oft wird dabei aktiv in das Geschehen eingegriffen und anschließend die Auswirkung dieser sogenannten Intervention (siehe dazu gleich auch interventionelle Epidemiologie) evaluiert. Biostatistiker:innen sind dabei Fachexpert:innen für eine effiziente und methodisch korrekte statistische Planung der Studie, Umsetzung der Datenanalyse und Auswertung und Präsentation der Ergebnisse und sollten deshalb bei komplexen Analysen bereits vor Studienbeginn zu Rate gezogen werden.
Was ist eigentlich "Epidemiologie"?
Der Begriff „Epidemiologie“ lässt sich aus dem griechischen als „Lehre dessen, was über das Volk gekommen ist“ übersetzen. Sie ist also die Wissenschaft, die die Ursachen, die Verbreitung, den Verlauf und die Folgen von Krankheiten (oder andere mit der Gesundheit in Zusammenhang stehenden Zuständen und Ereignissen) in der Gesamtbevölkerung oder spezifischen Bevölkerungsgruppen und nicht in Bezug auf eine Einzelperson untersucht. Des Weiteren gilt es in der Epidemiologie, die gewonnenen Erkenntnisse auch anzuwenden, um Gesundheitsprobleme zu kontrollieren und Krankheiten zu therapieren und vorzubeugen.
Es wird zwischen deskriptiver, analytischer und experimenteller (bzw. Interventions-) Epidemiologie unterschieden: Die deskriptive Epidemiologie dient der Beobachtung und Beschreibung des Auftretens von Krankheiten oder Todesursachen im zeitlichen Verlauf und/oder in der räumlichen Verteilung. Es werden Methoden der sogenannten deskriptiven Statistik (= beschreibende Statistik) angewendet, die ihr später noch kennenlernen werdet. In der analytischen Epidemiologie werden, wie der Name schon sagt, analytische Methoden der Inferenzstatistik (= schließende Statistik), die auch später noch genau erklärt wird, genutzt. Das Ziel ist es, Hintergründe und Ursachen für (die Ausbreitung von) Krankheiten zu identifizieren sowie Risiken zu quantifizieren. Auf Basis der Ergebnisse der deskriptiven Epidemiologie werden Hypothesen aufstellt, die es im Rahmen der analytischen Epidemiologie zu überprüfen gilt. Die experimentelle oder auch Interventionsepidemiologie greift aktiv in das Geschehen ein, indem eine oder mehrere Interventionen in einer Population getestet werden. Interventionen sind in diesem Zusammenhang i. A. präventive Maßnahmen, wie zum Beispiel Impfkampagnen oder Anreicherung des Wassers mit Jod. Die Versuchsergebnisse der Interventionsgruppe werden mit denen der Kontrollgruppe ohne Intervention verglichen, um Aufschluss über die Wirkung der betrachteten Intervention zu erhalten.
Aufbau des Manuals
Der Aufbau des EpiBioManuals orientiert sich am Vorgehen in der medizinischen Praxis: Im ersten Schritt findet die Diagnose statt, im zweiten Schritt muss eine geeignete Therapie auf Basis aktueller Ergebnisse der medizinischen Forschung für den individuellen Fall ausgewählt werden. Im Allgemeinen ist die medizinische Forschung nicht auf therapeutische Fragestellungen begrenzt, sondern thematisiert auch epidemiologische Untersuchungen, und wird deshalb im Abschnitt „Medizinische Studien“ in ihrer Gesamtheit behandelt.
Die Diagnosestellung beruht häufig auf Diagnostischen Tests, die im ersten Abschnitt des EpiBioManuals thematisiert werden. Ihr findet in diesem Abschnitt Erklärungen zu den wichtigsten Kenngrößen, um die Güte eines diagnostischen Tests zu bewerten, wie z. B. die Sensitivität und Spezifität, aber auch Erläuterungen zu Besonderheiten und Zusammenhängen der Kenngrößen.
Der zweite und größte Abschnitt des EpiBioManuals Medizinische Studien behandelt im Detail die Bedeutung wissenschaftlicher Studien für die medizinische Forschung und Praxis (Evidenzbasierte Medizin), ihren Ablauf und zielt im letzten Schritt darauf ab, dass ihr einen aus einer Studie resultierenden wissenschaftlichen Artikel sinnverstehend lesen und kritisch beurteilen könnt. Dies ist wichtig, da ihr als zukünftige Ärzt:innen stets neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Entscheidungsfindung einfließen lassen solltet, um die bestmögliche Therapie für den/die individuelle Patient:in auszuwählen.
Wir haben versucht, uns am angestrebten Studienablauf (Planung, Durchführung, Auswertung, die Übersicht findest du hier) zu orientieren, um die zu unterrichtenden Konzepte und Methoden besser in die Forschungspraxis einzubetten: Ihr sollt stets nachvollziehen können, an welchem Punkt im Studienablauf ihr euch aktuell befindet.
Im Abschnitt zur Planung einer wissenschaftlichen Studie gehen wir näher auf das Aufstellen einer Forschungsfrage und Forschungshypothese ein, betrachten unterschiedliche Studientypen und definieren Exposition/Behandlung, Endpunkt und Kovariablen der Studie. Es werden Grundgesamtheit und Stichprobe unterschieden, verschiedene Studiendesigns vorgestellt und erklärt, wie der Studienablauf mithilfe eines Studienprotokolls dokumentiert werden sollte.
Die Durchführung der Studie umfasst die Stichprobenziehung und Datenerhebung. In diesem Kontext werden euch die unterschiedlichen Skalenniveaus von Variablen genauer erklärt.
Der erste Schritt der Auswertung der Studie ist die Datenanalyse und Interpretation. Im Rahmen dieses Kapitels wird auf die Kenngrößen und grafischen Darstellungen der deskriptiven Statistik und bekannte Verteilungen eingegangen. Als nächstes werden die für unterschiedliche Studientypen und Skalenniveaus des Studienendpunktes geeigneten Effektschätzer und passende statistische Hypothesen erläutert. Im Abschnitt zu den Methoden der Inferenzstatistik werden Konfidenzintervalle und statistische Tests, Korrelation und Regression und typische Probleme wie Confounding, Bias und Co. thematisiert.
Der zweite Schritt der Auswertung der Studie umfasst eine qualitativ hochwertige Berichterstattung durch einen wissenschaftlichen Artikel. Wir erklären euch, was im Optimalfall in welchem Abschnitt eines solchen Artikels aufgeführt werden sollte und unter welchen Gesichtspunkten ihr ihn kritisch beurteilen könnt.
Das GLOSSAR soll euch helfen, wenn ihr schnell eine kurze Erklärung zu einem bestimmten Begriff sucht oder nachschlagen wollt, in welchem Abschnitt des EpiBioManuals sich genauere Informationen zu diesem Konzept oder dieser Methode befinden. Die Begriffe im Glossar sind alphabetisch geordnet und ihr könnt sie einfach und schnell über die Suchfunktion finden.
Inhaltsverzeichnis
Beispiel "Blutdrucksenker"
Ihr werdet feststellen, dass wir versucht haben anhand eines Fallbeispiels die Themen verständlicher zu machen. Immer, wenn es um dieses Fallbeispiel geht, findet ihr diese orange Box mit dem Titel „Beispiel: Blutdrucksenker“ vor.
Hier eine kurze Zusammenfassung des Beispiels: Es soll eine Studie zur Wirkung eines neuen Blutdruck senkenden Medikaments (ACE-Hemmer) in der erwachsenen Bevölkerung durchgeführt werden. Dazu werden von 100 Patient:innen Daten erhoben. Die Patient:innen werden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, die eine Gruppe erhält die Standardtherapie, während die andere das neue Medikament verabreicht bekommt. Das Ziel ist es, die Wirkung der neuen Intervention in der Datenauswertung mithilfe von statistischen Methoden mit der Standardtherapie zu vergleichen.
Zusatzwissen
Findet ihr so eine graue Box mit dem Titel „Zusatzwissen“ vor, handelt es sich um zusätzliches Material, das dem besseren Verständnis dient oder weiterführende Informationen beinhaltet, aber gegebenenfalls über die Grundlagen hinausgeht. Außerdem findet ihr Hinweise auf passende Literatur zum Nachlesen der hier behandelten Themen.
Die orangen Pfeile am Ende jeder Seite helfen dir, durch das EpiBioManual zu navigieren. Los geht’s!